Je älter ich werde, desto öfter fällt mir auf:
Viele Menschen sind in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer toxischen Person gefangen.
Jeder weiss, dass mit dieser Person etwas nicht stimmt.
Alle spüren, dass ihr Verhalten nicht akzeptabel ist.
Und trotzdem – niemand wagt, etwas dagegen zu tun.
Das Muster zieht sich durch alle Lebensbereiche:
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In Familien, wo ein einzelnes Mitglied alle anderen dominiert.
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Im Beruf, wo Teammitglieder oder Vorgesetzte andere klein machen.
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In der Politik, wo ganze Staaten unter einer einzigen Figur leiden.
Unzählige Menschen ertragen widerstandslos, was nicht hinnehmbar ist.
Und das, obwohl sie zusammen oder sogar allein stärker wären.
Warum also lassen wir es zu?
Vielleicht, weil wir an erlernter Hilflosigkeit leiden? Wir könnten uns eigentlich wehren, doch wir sehen die Möglichkeiten gar nicht mehr.
Vielleicht, weil wir die toxische Person überschätzen und ihren möglichen Schaden grösser malen, als er ist?
Oder vielleicht, weil Macht tatsächlich ungerecht verteilt ist – und ausser Kontrolle?
Doch was ist eigentlich wahre Macht?
Als Kind hatte ich eine Gruppe Zwergkaninchen.
Und ich konnte jeweils beobachten, wie ihre Rangordnung entstand.
Interessant war dabei für mich: Es war nicht automatisch das grösste, stärkste Tier, das die Führung übernahm.
Sondern der Frechste. Der kleine, unverschämte Giftzwerg, der alle anderen im Griff hatte.
Und die grösseren, stärkeren Kaninchen liessen es sich gefallen.
Nicht, weil sie schwächer waren – sondern weil es einfach nicht in ihrem Charakter lag, zurückzuschlagen.
Und je älter ich werde, desto öfter erinnert mich das menschliche Miteinander an diese Kaninchengruppe.
Ein einziger Giftzwerg kann ein ganzes Rudel kontrollieren –
wenn die Starken vergessen, wie stark sie eigentlich sind.