Ich bin schockiert.
Gerade habe ich erfahren, dass es tatsächlich Menschen gibt, die glauben, bei einer Abtreibung werde das Baby
geboren – und dann getötet.
Vielleicht ist euch das längst bekannt.
Ich höre das heute zum ersten Mal.
Und ja – vielleicht habe ich bis heute hinter dem Mond gelebt.
Aber plötzlich verstehe ich, warum diese Debatte so verhärtet ist.
Denn wenn es wirklich so wäre,
wenn bei einer Abtreibung ein Kind lebend zur Welt käme
und dann getötet würde,
wäre ich selbstverständlich auch dagegen.
Ich würde es als Mord bezeichnen.
Wer nicht?
Aber wie – bitte schön – kommt man auf diese absurde Idee?
Wo und wie informiert ihr euch?!
Nun ja.
Immer mehr Abtreibungsgegnerinnen und -gegner bekommen inzwischen, was sie wollen.
Mit verheerenden Folgen für Frauen, die ihr Kind verlieren.
Denn manchmal passiert das Tragische: Ein Baby stirbt im Mutterleib.
Wenn man es dann herausholen muss –
dieser Eingriff aber als „Abtreibung“ gilt, weil er denselben medizinischen Code trägt – was dann?
Soll man die Mutter sterben lassen,
weil sie an der Vergiftung durch das tote Kind im Körper zugrunde geht?
In El Salvador ist das keine hypothetische Frage.
Dort ist jede Form des Schwangerschaftsabbruchs verboten.
Unter allen Umständen.
Selbst bei Lebensgefahr, Vergewaltigung oder Totgeburt.
Seit 2006 wurden dort mindestens 73 Frauen zu langen Haftstrafen verurteilt,
die keine Abtreibung wollten,
sondern eine Fehlgeburt, Totgeburt oder den Tod ihres Neugeborenen erlitten.
Und auch in den USA, wo der Supreme Court 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung aufgehoben hat,
zeigt sich, was solche Gesetze in der Praxis bedeuten.
Die Folgen sind dramatisch:
Frauen mit Fehlgeburten oder lebensbedrohlichen Blutungen werden teilweise stunden- oder tagelang
unbehandelt nach Hause geschickt, weil der notwendige medizinische Eingriff
– eine Ausschabung oder medikamentöse Behandlung – juristisch als Abtreibung gelten könnte.
Manche Patientinnen erleiden dadurch schwere Infektionen oder dauerhafte Schäden.
In anderen Fällen müssen Kliniken Schwangere in Bundesstaaten ohne Abtreibungsverbot verlegen,
bevor sie sterben oder unfruchtbar werden.
Auf Englisch sagt man: «Be careful what you wish for.»
Die Redewendung warnt davor, dass ein ersehnter Wunsch unerwartete, negative Folgen haben kann.
Oft stellt sich erst im Nachhinein heraus, dass die Realität komplizierter, schmerzhafter oder weniger ideal ist,
als man sie sich vorgestellt hat.
Und genau das erleben immer mehr Frauen, die einst gegen Abtreibung demonstrierten.
Bis sie selbst erfahren mussten, was ein Verbot wirklich bedeutet...
